Führung zwischen Spannung und Nachgiebigkeit - was wir von der Kampfkunst lernen können
- Christopher Salmi
- 2. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen

Vor ein paar Wochen habe ich den letzten Schülergrad im Wing Tsun erlangt. Seit 14 Jahren begleitet mich nun diese für mich wichtige Kampfkunst.
In dieser Zeit habe ich immer wieder gelernt, dass in den jahrhundertealten Disziplinen, Prinzipien & Kraftgesetzen weit mehr steckt, als "nur" ein hocheffektives Selbstverteidigungskonzept.
Philosophisch wie auch praktisch geben sie aus meiner Sicht hilfreiche Perspektiven und Ansätze für viele Lebensbereiche. So eben auch für das Thema Führung & Organisationen. Denn in einer Welt, die sich schneller verändert als unsere Strategien reifen können, braucht Führung & Organisationsentwicklung neue Antworten.
Lass mich Dir einen kleinen Eindruck zu meinem Gedanken teilen. 💭
Vier Kraftgesetze aus der Kampfkunst – übertragbar auf Führung
Im Wing Tsun gibt es zum Beispiel 4 Kraftgesetze.
Sie lassen sich für mich wunderbar auf den Führungsalltag transferieren.
Denn sie zeigen eindrücklich, was es heißt, unter Druck handlungsfähig zu bleiben:
➡️Das erste Kraftgesetzt im Wing Tsun lautet: Mach dich frei von deiner eigenen Kraft
Für Führung in der heutigen Zeit bedeutet es, nicht den perfekten (im Sinne 100%) &
festen - unumstößlichen Plan zu haben. Vielmehr heißt es, sich vom eigenen Konzeptdenken zu lösen und Beweglichkeit im Kopf und Körper zu kultivieren.
Wer auf starre Routinen setzt, kollidiert mit der Unvorhersehbarkeit dynamischer und komplexer Systeme & Märkte. Stattdessen braucht es Klarheit in Haltung und Richtung – nicht in Formeln.
➡️Das zweite Kraftgesetzt lautet: Mach dich frei von der Kraft des Gegners
In stürmischen Zeiten geht es nicht darum, Machtspielen standzuhalten oder zu dominieren.
Es geht darum, sich nicht verhärten zu lassen. Wer anpassungsfähig bleibt und Druck nicht als Angriff, sondern als Information begreift, kann besser navigieren – ohne sich zu verlieren.
➡️Im dritten Kraftgesetzt gilt folgendes: Nutze die Kraft des Gegners gegen ihn selbst
Widerstände im System sind keine Störung, sondern Wegweiser. Wer Spannungen nicht bekämpft, sondern integriert, kann sie ins produktive und hilfreiche wenden.
Dies erfordert eine hohe Spannkraft im Inneren: Präsenz, Klarheit und ein trainiertes Gespür dafür,
wie Energie gespeichert, umgeleitet und produktiv gemacht werden kann.
➡️Schauen wir auf das vierte und letzte Kraftgesetzt im Wing Tsun: Füge der Kraft des Gegners die eigene hinzu
Erst wer das System verstanden, Spannungen aufgenommen und ausgerichtet hat, kann wirksam gestalten. Nicht durch rohe Durchsetzung, sondern durch gezielte Impulse.
Führung zeigt sich dort, wo Energie mit Sinn und Richtung verbunden wird.
Haltung statt Kontrolle – eine Führungsperspektive
Wer so führt, muss nicht alles kontrollieren. Stattdessen ist man als Führungskraft wach, emphatisch und wirksam – mit Haltung statt Technik, mit Kontakt statt Kontrolle.
Was natürlich nicht bedeutet, das Techniken keine Rolle mehr spielen. Weder in der Kampfkunst, noch im Führungsalltag. Die Haltung formt die Intention, Reaktion & Emotion und nicht ein „haben wir ja schon immer so gemacht“.
Ist die in der Technik oder dem Tool innewohnende Absicht & Intention verstanden, kann die Führungskraft wie auch der Kampfkunst-treibende ganz natürlich und flexibel auf die äußeren Impulse reagieren & agieren. Um dies zu erreichen, braucht es Kontinuität im eigenen erforschen, lernen und ausprobieren.
In der Kampfkunst trainieren wir beispielsweise Bewegungsabläufe und Technikpositionen immer und immer wieder, damit sich diese im Langzeitgedächtnis tief genug setzen, um dann im Falle X automatisiert ablaufen zu können.
Spannend in diesem Zusammenhang ist auch das Modell zur kognitiven Architektur der Bewegungsorganisation nach Schack. Wie es mein lieber Freund Oliver Gross in seinem Buch aufgegriffen hat. Aber das würde jetzt zu weit führen 🙂
Fazit: Haltung ist das Fundament
Am Ende bleibt es bei dem für mich elementaren Fundament, welches die eigene Haltung darstellt.
Sie ist der entscheidende Nährboden. Diese vier Kraft Gesetze aus dem Wing Tsun, sind für mich weit mehr als Prinzipien der Selbstverteidigung.
Sie sind ein Handlungsrahmen für wirksame Führung in unsicheren Zeiten.
Sie erinnern mich tagtäglich daran, dass es nicht um Kontrolle, Starrheit oder Durchsetzungskraft geht, sondern um innere Haltung, Präsenz und das bewusste Gestalten von Energie und Beziehung im System. Führung beginnt nicht bei der Methode, sondern bei der eigenen Klarheit - im Denken, Fühlen und Handeln.
Wer bereit ist, kontinuierlich zu lernen, Muster zu hinterfragen (auch bei sich selbst) und mit dem System zu arbeiten statt dagegen, wird nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch wirksamer.
Die Kampfkunst hat mich gelehrt:
Echte Stärke zeigt sich nicht im Widerstand, sondern in der Fähigkeit, mit dem zu arbeiten, was da ist - und daraus etwas Neues zu gestalten. Gerade in diesen unruhigen Zeiten eine wichtige Kompetenz, um dem Druck, der Komplexität und Unsicherheit stand zu halten.
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